Muay Thai Boran

Muay Thai Boran

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Im Muay Thai Boran, der thailändischen Kampfkunst, ist - im Gegensatz zum modernen Muay Thai - dem Wettkampf-Gedanken keine Beachtung geschenkt. Hier will man die Grenzen seines Körpers und seinen eigenen Geist prüfen. Der traditionelle Muay Thai Kämpfer sieht sich als ein spiritueller Kämpfer. Nach vorbereitenden Übungen lernt er das so genannte Wai Kru, das man als Anfangsritual vor jedem Kampf einsetzt, um die Angst aus dem Herzen zu verjagen, so die thailändische Übersetzung. Eine weitere Besonderheit des Muay Thai Boran ist der Einsatz von Waffen, die im modernen Wettkampf nicht mehr wichtig sind. So gibt es eine Thai-Schwert-, eine Thai- Doppelschwert-, eine Stock-, eine Speer- und eine Lanzenform. Sparring und Abhärtung an der Holzpuppe und z.B. an Kokosnüssen vervollständigen das Training.

Foto: Matthias Weiss

Muay Thai als Kampfkunst

Am Anfang trainierten die Thai`s mit dem, was sie in der Natur fanden: Auf Palmen klettern, um die Arme zu stärken, auf die Wasseroberfläche oder auf schwimmende Kokosnüsse schlagen. Auch Bananenstauden wurden als Sandsack-Ersatz verwendet.

Als die ersten Schaukämpfe aufgeführt wurden, wurde die traditionelle Form des Muay Thai bald zu einem festen Bestandteil der lokalen Feste und Feiern, die rund um die Tempel aufgeführt wurden. Diese Form nennt man Dhee Muay  oder Dhoi Muay, was sich von dem heutigen Thai-Boxen sehr unterscheidet.

Das moderne Thai-Boxen, das Sie vielleicht aus dem Fernsehen oder auch aus den berühmten Box-Stadien in Bangkok kennen, hat nicht mehr viel mit den ursprünglichen Formen zu tun. Als Wettkampf ausgetragen konzentrierte man sich auf Schlagtechniken und vernachlässigte die traditionellen Formen immer mehr.

In der Kampfkunstschule Germering wird die ursprüngliche, traditionelle Form des Muay Thai vermittelt, nicht der moderne Wettkampf-Charakter.

Muay Thai Video:

Geschichte

Muay Thai Boran ist wie keine andere Sportart mit der Kultur Thailands verbunden.

Seit Jahrhunderten gibt es Kampftechniken in Thailand, die heute als Basis für Muay Thai angesehen werden. Immer waren es dabei kriegerische Auseinandersetzungen, in denen diese Kampfarten zum Einsatz kamen. Hier ging es ums Überleben und die Techniken entwickelten sich im Laufe der Jahrhunderte zu effizienten Verteidigungsstrategien.

Erst 1868, als König Chulalongkorn an die Macht kam, gewann das fast in Vergessen geratene Muay Thai Boran wieder an Interesse. Und so kam es, dass das Thai-Boxen einen neuen Aufschwung erfuhr: Man schuf die ersten Arenen und ließ die Kämpfer gegeneinander antreten. Aus dieser Zeit stammen auch die ersten Regeln und die Aufspaltung in verschiedene Stile.

Heute ist Muay Thai als Nationalsport in Thailand anerkannt und jeder, der schon einmal in den berühmten Boxstadien in Bangkok war, kann die Begeisterung der Thais für diesen Kampfsport miterleben.
Muay Thai als Kampfkunst

Zum traditionellen Muay Thai Boran gehört ein Kopfband, das „Mongkong“ genannt wird. Ebenso wie das Armband, das sich manche Kämpfer um den Oberarm binden, soll es vor bösen Geistern und schlechten Einflüssen schützen.

Auch wurde früher nicht mit den jetzigen Boxhandschuhen, sondern mit bloßen Fäusten oder mit um die Hände gewundenen Seilen gekämpft.

Vor jedem Kampf wird auch heute noch eine uralte Zeremonie abgehalten: Jeder Kämpfer führt in der Mitte des Rings eine Art „Tanz“ vor, in dem er eine besondere Abfolge von Bewegungen seines Stils zeigt. In diesen rituellen Bewegungen, die noch heute in den Arenen Thailands von spezieller, für das europäische Ohr sehr schräg klingende, Musik begleitet werden, sammelt man die inneren Kräfte und huldigt seinem Meister.

 

Abhärtung im Muay Thai Boran

Die Abhärtung des Körpers ist ein wesentlicher Bestandteil des Unterrichts. Gerade die Schienbeine, Teile des Oberschenkels und der Unterarme sind im Muay Thai harten Schlägen ausgesetzt.


Für dieses Training verwenden wir auch heute noch traditionelle Techniken, wie z.B. das Training an der Holzpuppe oder mit der Kokosnuss.

Übersicht

Stufe 1

Stufe 2 Stufe 3 Stufe 4 Stufe 5 Stufe 6 Stufe 7 Stufe 8 Stufe 9  
Stufe Formen Kranich  Wasserbüffel  Kampfhahn Tiger Elefant  Krokodil Der alte Mann mit der Melone Pra Rama verfolgt den goldenen Hirsch Das Abschlussjahr  
Waffensystem    Stock Schwert  Doppelschwert    Speer   Lanze – „Ngau“    

Stufen

Stufe 1:

Wie ein Kranich geduldig und ausdauernd warten, bis sich der richtige Moment zeigt. Erst nach der genauen Beobachtung schlägt er im richtigen Moment zu. Sie beginnen mit dem Tanz des Kranichs (Wai Kru des Kranich) und seiner Form. Schwerpunkt in dieser Stufe sind Gehtechniken und Partnerübungen. Ebenso verbessern Sie Ihre Energie durch spezielle Qi-Übungen.

Stufe 2:

Der Wasserbüffel kennt seine Kraft und zeigt sie gerne. Er lässt sich nicht vom Gegner einschüchtern und führt unbeirrbar seinen Angriff durch. Das Wai Kru des Wasserbüffels und die entsprechende Form sind Teil dieser Stufe. In der Stufe des Wasserbüffels lernt man auch Fausttechniken und Kicks als neue Schlagtechniken, eine kurze Stockform sowie Partnerübungen ohne Vollkontakt.

Stufe 3:

Der Kampfhahn hat keine Angst vorm Gegner. Gerne greift er an und scheut den Nahkampf nicht. Er zeigt seinen roten Kamm und seine Krallen, um sich dann beim Angriff auf Kopf und Schienbeine des Gegners zu konzentrieren. Zur Form des Kampfhahns lernen Sie Kicks und Sprungtechniken. Die Waffe dieser Stufe ist das Schwert.

Stufe 4:

Der Tiger gilt als „Techniker“. Er ist ein überlegener Gegner, der auf einen günstigen Moment wartet, um dann kraftvoll und schnell zuzuschlagen. Das Wai Kru des Tigers und die Tigerform sind Bewegungen, die darauf abzielen, den Gegner ins Visier zu nehmen. Ohne Zweifel erfolgt der Angriff. Als Techniken stehen in dieser Stufe Ellenbogen und Knie im Vordergrund, ausserdem werden Bodenkampf und Partnerübungen geübt. Sandsackübungen und Pranahand-Übungen dienen der weiteren Chi-Verstärkung, das Doppelschwert ist die Waffe in dieser Stufe.

Im Kampf mit zwei Schwertern ist es besonders wichtig, die Koordination zwischen rechter und linker Hand zu beherrschen. Die Geschicklichkeit zu entwickeln beide Schwerter im Kampf kontrolliert zu führen ist ein wesentlicher Bestandteil dieser Stufe. Normalerweise dient das eine Schwert für den Angriff und das andere zum Abblocken oder dem gleichzeitigen Angriff.

Stufe 5:

„Haag Na Shang“, die Stoßzähne des Elefanten brechen, so nennt sich das Wai Kru dieser Stufe. Sie werden Schlagtechniken kennenlernen, die äußerst kraftvoll sind. Man hält den Gegner fest, um ihn dann mit aller Kraft zu stoßen.

Stufe 6:

Die Techniken des Krokodils sind einfach, aber höchst wirkungsvoll, wenn man Angriffe von hinten abwehren muss. „Shorakee Fad Hang“, das Krokodil schlägt mit dem Schwanz, heißt darum auch das Wai Kru dieser Stufe.


„Hok“ – der Speer war eine wichtige Waffe im Krieg, den er war leicht zu transportieren, sehr vielseitig in der Anwendung und mit ihm konnte man sich den Gegner gut auf Distanz halten.

Stufe 7:

In dieser Stufe wird die Kraft in Oberkörper und Armen trainiert. So wie ein Mann eine schwere Melone trägt, werden die Kräfte mobilisiert. Dabei stehen auch Prana-Techniken, also Techniken für die innere Kraft, im Vordergrund.

Nach einer erfolgreichen Prüfung, in der man zeigt, dass man die Formen körperlich beherrscht und die geistige Reife besitzt, erreicht man das letzte Jahr: Pra Rama verfolgt den goldenen Hirsch.

Stufe 8:

Pra Rama Tam Gwang ist ein sehr berühmtes Wai Kru in Thailand. Von ihm gibt es sehr viele Varianten, die alle zum Ziel haben, dem Gegner seine Überlegenheit im Kampf zu zeigen. Als Waffe lernt man in dieser Stufe die Lanze („Ngau“).

Es ist auch das Jahr des Üben, Wiederholen und des „Feilen“ an den Techniken, die man in den letzten 8 Jahre erlernt hat.

 

Stufe 9:

Die letzte Stufe ist das Jahr des Übens, Wiederholens und des „Feilens“ an den Techniken, die man in den letzten 8 Jahre erlernt hat.
Nach einer Prüfung, in der man zeigt, daß man die Formen körperlich beherrscht und die geistige Reife besitzt, erreicht man den Meistergrad und kann dann seine Kunst weiter vertiefen.